Lesen lernen ist ein komplexer Prozess, der sich über die gesamte Schulzeit erstreckt, somit kann die ausgeprägte Lese- und Rechtschreibstörung zu einem globalen Schulversagen führen, da das Lesen auch in allen anderen Schulleistungsbereichen eine fundamentale Voraussetzung für den Wissenserwerb darstellt. Zudem ist Lesen eine zentrale Kulturtechnik, die eine wesentliche Grundlage für das lebenslange Lernen und somit für Bildungs- und Berufschancen und die Teilhabe an der Gesellschaft darstellt.
Vielen Kindern mit LRS fällt es schwer, Anweisungen an der Tafel richtig zu lesen und zu verstehen, Textaufgaben zu lösen oder sich selbst Inhalte aus Schulbüchern zu erarbeiten. In Klassenarbeiten bleibt den Kindern weniger Zeit zum Lösen der Aufgaben, weil das Lesen der Aufgaben länger dauert als bei anderen Kindern. Zudem müssen sie mehr Aufmerksamkeit auf den Schreibprozess richten und können sich weniger auf den Inhalt ihrer Antworten konzentrieren. Viele Kinder sind verunsichert, weil sie selbst nicht verstehen, warum ihnen das Lesen und Schreiben so schwer fällt, obwohl sie es gerne lernen möchten. Sie verlieren das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und tendieren dazu, bei Leistungsdruck schnell aufzugeben.
Die Kinder fühlen sich dumm, gehen nicht gerne zur Schule oder haben sogar Angst vor der Schule. Bei manchen Kindern führt die Belastung sogar zu körperlichen Beschwerden wie Übelkeit, Bauch- oder Kopfschmerzen. Andere Kinder neigen dazu, im Unterricht zu kaspern oder verstärkt Trotz- und Wutanfälle zu zeigen